Gran Canaria bis Hamburg 3 mit der AIDAsol, Amsterdam 19.04.17
Schon die Anfahrt über Schleuse und Nordseekanal nach Amsterdam ist beeindruckend, besonders schön ist aber die Grachtenfahrt, die wir heute ausgiebig genießen. Und dann ist auch noch unser ganz persönliches AIDA-Jubiläum.
Unsere Jubiläumsfahrt: Von Gran Canaria nach Hamburg
AIDAsol 2017
Beim Aufwachen nähern wir uns bereits der holländischen Küste, pünktlich zum Frühstück fahren wir in die Schleuse bei IJmuiden ein. Diesmal sehen wir das also von hoch oben aus den Fenstern des Rossini. Und können mal mit unserer Erfahrung glänzen, denn die freundlichen Frühstücksfeen waren nun ja alle monatelang auf den Kanaren und kennen das noch nicht, wie unser großes Schiff sich vorsichtig in die Schleuse zum Nordseekanal schieben muss, denn die Schleuse ist nur ein paar Meter breiter als wir.
Neu ist, dass neben der Schleuse riesige Erdbewegungen im Gang sind, gerüchteweise hörten wir von einer breiteren Schleuse, zu erkennen ist das allerdings noch nicht, es sei denn, es wird eine riesige Sandfläche geschaffen und aus der dann die Schleuse ausgebuddelt, wie es ein Bildhauer mit einem rohen Stein machen würde…
Durch den Nordseekanal
Vor der Schleuse sehen wir noch den Kai, an dem die AIDA in IJmuiden festmacht und dahinter den Strand, an den wir auch schon gegangen sind. Dabei fällt uns auf, dass wir auf dieser Strecke noch nie steuerbord waren (oder zumindest dann nie geschaut haben, weil wir die Einfahrt verschlafen haben). So sehen wir also erstmals auf die Südseite des Kanals. Und sehen wieder wie auf der Nordseite und doch ganz anders diesen Wechsel zwischen Wald, Feldern, einsamen Häusern entlang einer Straße parallel zum Kanal. Dampfende Industrie. Dann wieder eine völlig neu gebaute Siedlung mit sehr schönen Häusern, umgrenzt von einem Dreieck. Die Basis des Dreiecks ist der Kanal, die Seiten werden gebildet von einer Autobahn und einer Industrieanlage, die zunächst aussieht wie ein Bonsai-Kernkraftwerk mit Kuppel und Kühlturm, sich dann aber als Kläranlage entpuppt. Dann wieder glauben wir uns verfahren zu haben, weil vor uns der Snow Dome Bispingen auftaucht, direkt an der A7 gelegen. Folglich müssten wir jetzt auf der Böhme sein. Das stellt sich dann aber erfreulicher Weise doch als Irrtum heraus, bei genauerem Hinsehen ist die Ähnlichkeit zwar deutlich, aber doch zu erkennen, dass es eine andere Autobahn und ein anderer Snow Dome oder was auch immer ist. Dann folgen wieder Pferdehöfe mit ausgedehnten Weiden. Irgendwo sitzen Leute am Ufer des Kanals und machen ein Picknick.
Irgendwann wird es sehr laut über uns, hier starten und landen ununterbrochen Flugzeuge. Und hier wird es auch industrieller: Mehrere große Hafenbecken folgen aufeinander, Avrikahaven, Amerikahaven, Westhaven, J. v. Riebeeckhaven, Petroleumhaven, Coenhaven, Mercuriushaven, Oude Houthaven. In den letzten beiden liegen zwar noch Schiffe, aber zunehmend Binnenschiffe und rund um die beiden Häfen ist nicht mehr Industrie, sondern moderne Büro- und Wohngebäude. Vieles ist noch im Bau und erinnert ein bisschen an die Hamburger HafenCity. Und das ist dann auch schon der Übergang zur Innenstadt von Amsterdam, kurz darauf fahren wir an einer versteckten Marina und dann am Bahnhof vorbei und dahinter ist unser Anleger vor dem großen Mövenpick-Hotel. Daran fahren wir zunächst ein ganzes Stück vorbei, um an einer breiteren Stelle erst einmal zu drehen. Hier ist eine Insel, dicht bebaut, aber wie die Innenstadt von Amsterdam alle paar Meter von Kanälen durchzogen. Währenddessen fahren Schubkähne an uns vorbei, die so schwer beladen sind, dass sie kaum noch aus dem Wasser schauen.
Unser AIDA-Jubiläum
Bereits um 12 Uhr legen wir an, ab 13 Uhr war die Freigabe des Schiffs angekündigt, mal sehen, wie lange es noch dauert.
An dieser Stelle muss ich den geneigten Leser doch einmal auf die Opfer hinweisen, welche die Chronistenpflicht mit sich bringt: Das Rossini hat inzwischen geschlossen und auf dem Balkon ist es schweinekalt…
Heute ist es nun soweit: Unser ganz persönliches AIDA-Jubiläum. Gut verschwiegen, um nicht schon morgens mit Kamerateam in der Dusche überrascht zu werden, aber wir wissen das und teilen es natürlich mit dem geneigten Leser: Wir machen gerade unsere 20. Kreuzfahrt mit AIDA, seit genau 5 Jahren haben wir das Kreuzfahrtvirus, sind heute genau 222 Tage an Bord eines AIDA-Schiffs. Natürlich nicht am Stück, sonst müsste AIDA uns Gehalt zahlen, aber verteilt über die Jahre (wofür wir dann AIDA bezahlen – da hätte ich dann noch Verbesserungsvorschläge…).
Das war dann doch nicht abzusehen, als wir vor 5 Jahren ebenfalls in den Osterferien das erste Mal die AIDAluna betreten haben, voller Fragen, was das alles werden soll und wie seekrank wir ab Ablegen in Altona auf der Elbe werden. Seekrank sind wir nicht geworden, zumindest nicht auf der Elbe und auch nicht bei der ersten Kreuzfahrt, aber infiziert haben wir uns doch mit dem unheilbaren Kreuzfahrt-Virus.
Insofern sind wir auch ein bisschen auf Erinnerungsfahrt, denn die Häfen der letzten 3 Tage waren bei unserer ersten Fahrt auch dabei: Le Havre, Dover, Amsterdam. Und auch der Weg durch Amsterdam, der beim ersten Mal etwas verirrt war, ist uns noch vor Augen. Das machen wir nun heute ganz anders.
Auf der Suche nach unserem Schiff
Um 13:15 Uhr verlassen wir das Schiff. In unserer Abwesenheit haben auch die Holländer die Sicherheitsregeln verschärft und wir müssen durch eine Passkontrolle. Das war schon vorher in der „AIDA heute“ angekündigt: Anders als bei unseren bisherigen Zielen ist kein Landgang ohne Pass möglich.
Nach mehreren Versuchen in der Vergangenheit haben wir ja nun den kürzesten Weg in die Innenstadt entdeckt, er ist mittlerweile auch ausgeschildert, allerdings wird die Ausschilderung leicht übersehen. Deshalb hier der Tipp: Vom Terminal aus nicht über die Brücke Richtung Bahnhof gehen, sondern neben der Brücke Richtung Wasser bleiben und dann sehr versteckt unter der Brücke hindurch, dann rechts über eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke am Conservatorium vorbei, dann immer nur geradeaus, dann ist die Wahl: Geradeaus weiter an der schöneren Bahnhofseite entlang oder links in die Stadt abbiegen. Letzteres haben wir in der Vergangenheit immer gemacht, heute gehen wir am Bahnhof längs auf der Suche nach unserem Schiff.
Unser Plan heute ist die Fahrt mit dem Hop-on-hop-off-Schiff. Wie von den Bussen bekannt (die es hier auch gibt) besteht die Möglichkeit, auf den rundfahrenden Schiffen an verschiedenen Haltepunkten beliebig ein- und auszusteigen. Das gibt es als Kombi-Ticker mit Bus oder nur als Bus oder Schiff. Wir haben uns für nur Schiff entschieden, was sich als richtig herausstellt, weil mehr gar nicht zu schaffen ist.
Es gibt eine Reihe Anbieter hier in Amsterdam, in verschiedenen Blogs haben wir uns informiert, dass der beste Anbieter „CitySightseeing Amsterdam“ mit den aus anderen Städten bekannten roten Bussen / Schiffen sein soll. Das stellt sich auch als richtig heraus, soweit nehme ich das schon einmal vorweg, denn das ist sehr professionell organisiert: Es gibt zwei Routen (grün und blau, die dritte, rote Route wäre der Bus). Beide haben ihren Startpunkt an zwei unterschiedlichen Stellen vor dem Bahnhof. An Bord ist immer ein Scout, der sehr kompetent Fragen beantwortet, wenn man ein bestimmtes Ziel sucht, und gerne auch Tickets verkauft. An den Startpunkten gibt es zusätzlich einen Scout an Land. Die blaue Route hat 4 Haltepunkte, die grüne 7. Das ist deutlich weniger, als bei den Bussen, liegt aber einfach daran, dass das Halten, Ein- und Aussteigen mit deutlich mehr Aufwand verbunden ist als bei einer Bushaltestelle.
Wir entschließen uns, zunächst die blaue Route einmal ganz herum zu fahren und dann auf die grüne umzusteigen, und die nach Lust und Laune ganz oder teilweise abzufahren. Die blaue Route benötigt 1 Stunde, die grüne 2 Stunden. Macht zusammen 3 Stunden Fahrt, was überhaupt nicht langweilig wird, zum einen, weil es viel zu sehen gibt, zum anderen, weil der Audioguide per Kopfhörer in 18 Sprachen ausgesprochen informativ ist (obwohl ich das jetzt nicht für alle 18 Sprachen behaupten kann, mein chinesisch ist etwas eingerostet, deshalb bleiben wir bei deutsch). Und auch die Kinder sind begeistert, denn es gibt kostenloses WiFi an Bord und schon fangen sie Pokémons und alles ist gut.
Diese verschiedenen Sprachen sind aber nötig. Ein Blick auf die Spracheinstellung der Mitfahrenden zeigt ein buntes Gemisch aus italienisch, spanisch, portugiesisch, englisch, chinesisch und ein paar anderen. Welch ein schönes Bild: Wir sitzen alle im gleichen Boot. Und das ganz friedlich…
Durch die Grachten von Amsterdam
Die Organisation dieser Fahrten und die alle 20-30 Minuten abfahrenden Schiffe ist wie erwähnt sehr gut. Und hier hat das die beste Ehefrau von allen super vorbereitet, denn wir haben die Karten bereits vorher online gebucht und wissen grob Bescheid. Aber hier gibt es dann auch die einzige Kritik an dem Anbieter: Der Online-Auftritt ist grottig. Die dort schon gut erklärten Routen gibt es so gar nicht mehr, die Zahl der Haltepunkte schwankt dort zwischen 12 und 14, je nachdem welche Seite der Homepage man aufruft und den Haltepunkt direkt am Passagier-Terminal gibt es auch nicht. Zudem wird genau erklärt, dass man den Buchungsbeleg nun ganz einfach an jedem Haltepunkt in ein gültiges Ticket umtauschen kann. Aber wo? Nun gibt es an unserem Startpunkt am Bahnhof zum Glück einen Shop des Anbieters, wo wir uns brav in die Schlange stellen, nur um zu erfahren, dass wir die Tickets dann direkt an Bord bekommen. Den Startpunkt der blauen Linie bekommen wir auch gezeigt und das funktioniert dann tatsächlich einwandfrei: Der Ticketkontrolleur an Bord setzt uns erstmal an einen der Sechser-Tische, um dann nach Abfahrt in Ruhe zu uns zu kommen und die Tickets fertig zu machen und sehr freundlich den Fahrtverlauf zu erläutern. Aber schon beim Umsteigen haben wir wieder das Problem, dass der Startpunkt der grünen Route deutlich weiter weg ist und es im Gewusel der zahlreichen Anbieter hier ganz schwierig ist, den richtigen Startpunkt zu finden, zumal jetzt auch noch mehrere AIDA-Ausflüge hier ankommen und auf Boote warten. Wir können uns ja schlecht mit den Tickets einfach in das Boot eines anderen Anbieters setzen…
Schließlich finden wir aber auch diesen Startpunkt ganz hinten hinter zwei weiteren Brücken, werden hier in ein übervolles Boot gesetzt, an dem es nur noch Einzelplätze an den Tischen oder hinten draußen gibt. Das klärt sich aber bereits an dem ersten Haltepunkt, bei Passagierwechsel bekommen wir wieder einen gemeinsamen Tisch.
Zusammengefasst ganz klar Note 1 für die Fahrt, die Freundlichkeit, den Informationsgehalt, die Route. Note 4 für Anfahrtsbeschreibung und Auffindbarkeit, Note 5 für den Online-Auftritt.
Das entscheidende ist aber die eigentliche Fahrt durch die Grachten. Und die genießen wir sehr. Haben wir bisher Amsterdam nur aus der Fußgängerperspektive immer an den Grachten entlang gesehen, haben wir jetzt die Perspektive von unten nach oben. Dabei sitzen wir mit dem Kopf knapp oberhalb der Wasseroberfläche, der Blick nach oben ist aber durch die Fenster und das teils offene Dach des Bootes problemlos und ohne resultierendes HWS-Syndrom möglich. Es besteht eher das Risiko eines Sonnenbrandes. Tja, wenn Engel reisen…
Wir fahren auf den beiden Routen durch ganz verschiedene größere und kleinere Grachten, auf der Amstel, durch mehrere offene Schleusen und unter unzähligen Brücken hindurch. Die schönsten Brücken sind die Holz-Zugbrücken. Wir sehen viele verschiedene Gebäudetypen, oft schmal und dafür tief, manche mit wunderschönen Giebeln und Fensterläden. Natürlich auch allerlei Sehenswürdigkeiten, aber wir finden die alten schönen Wohn- und Lagerhäuser viel interessanter. Und so fahren wir dann beide Routen einmal komplett durch.
Doppelstöckige Fahrradständer
Nach Ankunft erneut am Bahnhof gehen wir diesmal direkt am Wasser zurück. Dabei bestätigt sich einmal mehr, dass Amsterdam eine Fahrrad-Stadt ist. Zwar sehen wir entlang der Grachten sehr viel mehr Ladesäulen für Elektroautos als vermutlich in ganz Niedersachsen vorhanden sind. Und an jeder stehen auch Autos, die geladen werden, sehr vorbildlich. Viel mehr beeindrucken aber die Fahrradständer. Unter vielen Brücken gibt es als Angrenzung zwischen Gehweg und Wasser keine Geländer, sondern Fahrradständer, die auch alle belegt sind. Hinter dem Bahnhof dann sogar doppelstöckige Fahrradpaletten. Dementsprechend sind auch die Wege sehr breit, zumeist 1/3 für Fußgänger reserviert, 2/3 für Radfahrer. Die hier mit einem irren Tempo entlangrasen. Und dann auch noch die Mopeds, die akrobatisch um die Radfahrer herumfahren. Wir stellen uns vor, dass gemütliche Radfahrer hier schon verloren haben…
Nach insgesamt 5 Stunden Ausflug kehren wir dann an Bord zurück. Hier hat sich vor der Sicherheitskontrolle eine lange Schlange gebildet, es müssen wohl vor uns Busse angekommen sein. Während wir alle brav in der langsam vorrückenden Schlange stehen, stratzen doch tatsächlich 3 weise ältere Damen an uns vorbei, da sie nichts auf das Band der Sicherheitskontrolle zu legen haben und so direkt durch den Metalldetektor laufen können. Zumindest meinen sie das, denn die Jacken, die sie anhaben piepen ordentlich und auch die Handtasche, die um den Hals hängt, kommt nicht hindurch. Also müssen sie sich die Taschen und Jacken ausziehen, piept trotzdem noch und so geht das eine Weile, aber immerhin haben sie es geschafft, so von ganz hinten nach ganz vorne zu kommen und so ist auch zu erklären, warum die Schlange lang und länger wird. Auch ein Herr nutzt die Gelegenheit, geht durch den Metalldetektor und reicht dabei sein Handy akrobatisch um den Detektor herum. Auch er muss zurück und sein Handy auf das Band legen, ist aber auch nun vorne in der Schlange. Da wir jetzt im 8. Hafen mit Sicherheitskontrolle sind und das überall gleich läuft, unterstelle ich hier mehr Unverschämtheit als Dummheit.
Die großen Restaurants sind brechend voll, aber im East Restaurant und im California Grill ist viel Platz, es sind doch noch viele Gäste an Land. Deshalb können wir ungestört essen, danach noch eine Runde „DOG“ spielen und haben zur Rolling-Stones-Show „Satisfaction“ freie Platzwahl.
Die nächste Etappe sind 554 Kilometer bis Hamburg, morgen ist aber erst einmal Seetag.
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