Italien & Mittelmeerinseln mit der AIDAstella, Palermo 15.07.18

Palermo vernachlässigen wir heute, womit wir es der Politik gleich tun. Wir betrachten den Verfall lieber von außen, stapeln uns nicht mit den Palermitanern am Strand und genießen stattdessen den Waschsalon, das Spielen und einen Likör mit Umdrehungen. Zudem lerne ich durch Beobachtung die Geheimnisse der Fährenbeladung, erkenne einmal mehr, wie klein die Welt ist und lausche Anti-Mainstream-Songs.

Palermo 18.07.15 - Strände, Städte und Sonne im Mittelmeer AIDAstella

Schon morgens um 10 Uhr ist es beim Anlegen auf dem Balkon derart stickig-warm, dass es kaum auszuhalten ist. Dazu liegt uns gegenüber auch noch eine Fähre, die laut vor sich hin brummt. Zudem steht die Sonne genau auf den Balkon und der Handlauf ist bereits jetzt so heiß, dass wir ein Spiegelei darauf braten könnten. Also erstmal nichts mit Balkon. Aber das späte Anlegen hat Vorteile. Der Kapitän kann uns nicht den Frühstücksplatz streitig machen.

Gedanken über Palermo

Palermo gehört sicher nicht zu unseren Lieblingsdestinationen. Zwar fällt man sehr schnell direkt aus dem Schiff in die Stadt, aber was für eine Stadt. Die AIDA Hafeninformation hat das sehr schon zusammengefasst: „Probleme wie anhaltende Armut, der Einfluss der Mafia sowie vernachlässigte historische Gebäude“. Kriminalität bis in die Regierung richtet eine Stadt zugrunde und Armut fördert Kriminalität. So beurteilen wir Palermo auch: Arm, schmutzig, vernachlässigt, laut. Vielleicht ist Palermo ein interessantes Kreuzfahrtziel für diejenigen, die die Stadt noch nicht kennen, aber wir waren nun mehrfach hier, haben uns auch einiges angesehen und müssen das nicht nochmal tun. Wie gestern schon gesagt: Lieber länger auf Malta bleiben, dort gibt es so viel mehr zu sehen, was nicht zugrunde gerichtet ist.

Nun wäre es noch eine Alternative, zum Stadtstrand zu fahren. Dieser ist aber in der Saison auch bei den Einwohnern von Palermo extrem beliebt und da heute Sonntag ist, dürfte das bedeuten, dass die Strandgäste gestapelt werden. Zudem warnt der Kapitän, dass es auf der Fahrt eng werden könnte, weil hier gestern ein wichtiges Fest war (Fest von Santa Rosalia) und deshalb auch heute noch Prozessionen den Verkehr stauen können. Außerdem gehen wir morgen zu einem echten Traumstrand.

Palermo 18.07.15 - Strände, Städte und Sonne im Mittelmeer AIDAstella

Freispiel im Waschsalon

Darum gehen wir heute der zweitliebsten Beschäftigung nach. Außer Kreuzfahren. Oder sagen wir drittliebsten Beschäftigung nach Spielen: Der Waschsalon. Alles einmal durchwaschen, zum einen konnten wir nicht unendlich viel mitnehmen, denn Condor erlaubt nur 20 kg, zum anderen ist es auch schön, zu Hause nicht noch riesige Wäschehaufen zu haben. Ab 10 Uhr sind genug Waschmaschinen und Trockner frei und so gehen wir alle 30-40 Minuten längs über das ganze Schiff, um Maschinen zu beladen, umzuladen und freizuräumen.
Dabei haben wir sogar Spaß mit den anderen, die irgendwie versuchen die Maschinen mit nur 30°, dafür aber schleuderfrei in Gang zu bekommen und noch gar nicht bemerkt haben, dass heute wieder Freispiel ist. Spätestens von gestern ist der geneigte Leser ja gewohnt, dass ich ungefragt meinen Kommentar abgebe und so kommen auch andere zum Freispiel.

Darüber wird es schon wieder 12 Uhr. Vor 24 Stunden haben wir uns an der Rezeption beschweren müssen und noch keine Antwort. Was ist eigentlich eine angemessene Reaktionszeit auf Beschwerden? Gut, beim letzten Mal hat es auch extra lang gedauert bis eine Antwort kam, vielleicht werden die derart mit Beschwerden zugeschüttet, dass es einfach nicht schneller geht. Oder müssen sich erst ein paar Nächte in die Küche legen, um die Quell unseres Ungemachs zu finden. Wie auch immer, ich will hier und heute nicht schon wieder rumjammern, dabei vergisst man sonst nur zu leicht, dass es ansonsten ein Traum-Urlaub ist.

Den Nachmittag verbringen wir mit Spielen. Immer noch können einige nicht gut verlieren und wir müssen noch viel üben. Klassisch ist inzwischen der Satz unserer Kleinen „Das macht ihr nur, um mich zu ärgern“, wenn wir ein Spiel gewinnen. Aber wir haben ja auch noch viel Zeit zum Üben. Wir spielen ja viel auf unseren Reisen, aber ich glaube, so viel wie diesmal haben wir noch nie gespielt. Das ist aber auch ein besonders schöner Ausgleich für den Alltag, wo Spielen einfach viel zu kurz kommt. Und es ist schön, heute nochmal alles ruhig anzugehen, morgen kommt dann wieder die Aufregung, den richtigen Bus zum Strand zu finden. Ich muss unbedingt heute noch die Anleitung dazu raussuchen, die ich letztes Jahr geschrieben habe. Wie war das noch?

Palermo 18.07.15 - Strände, Städte und Sonne im Mittelmeer AIDAstella

Rundblick über den Hafen

Den üblichen Gang über das Deck für Übersichtsfotos habe ich auf dieser Fahrt ebenfalls völlig vernachlässigt, was besonders daran liegt, dass sich einige der Häfen in den letzten Jahren einige Mal wiederholt haben. Nur in Messina war ich auf der Pirsch, weil wir dort ja noch nie waren. Und heute mache ich mich nochmal auf den Weg, um die Veränderungen zum letzten Mal zu sehen. Denn von unserem Balkon aus ist diesmal nicht viel zu sehen und zu fotografieren. Von oben sehe ich dann, dass man begonnen hat die Silos, die wir auch schon aus vergangenen Reisen kennen und die nicht nur sehr unschön aussehen, sondern auch Lärmquelle waren, abzureißen. Nach schnellen Fortschritten sieht es allerdings auch nicht aus. Der Rest sieht aus wie immer, und die brennende Sonne bei 30°C treibt mich wieder herein.

Vor unserem Balkon liegt das eigentlich noch nicht so alte, aber bereits dem Verfall überlassene Terminalgebäude, das auch nicht benutzt wird. Sehr schade, denn das könnte mit ein bisschen liebevoller Behandlung ganz nett aussehen. Wie schon vorhin geschrieben: Korruption ist kein Kavaliersdelikt, sondern kann ganze Städte zerstören und das ist ein ebenfalls bekanntes Problem in Palermo. Daneben wird etwas Neues gebaut, der Keller ist fertig, aber in diesen sind schon nachträglich Scharten reingebrochen worden und der Pflanzenbewuchs drumherum zeigt, dass schon länger nichts mehr passiert ist.

Inzwischen sammeln sich an der Fähre gegenüber langsam zahlreiche PKW. Heute Morgen sind schon Fußgänger mit Koffern angekommen, nun werden gerade LKW verladen. Das System, das dahintersteckt, dass einige PKW durch eine Schranke fahren müssen und dabei kontrolliert werden und andere direkt daneben durch eine 30 m breite Lücke in der Abgrenzung fahren dürfen, erschließt sich mir dabei nicht so richtig. Aber ich verstehe durch die lange Beobachtung, dass beim Einfahren in die Fähe nur der Fahrer im Auto sitzen darf. Alle anderen müssen aussteigen und einmal quer über den LKW-Wendeplatz zum Fußgängereinstieg gehen. Das sagt ihnen aber nicht der Mann an der Schranke, nicht der Autokontrolleur am Zaun, nicht der Ticket-Kontrolleur neben dem Schiff, sondern erst der Einwinker an der Rampe. Was alles nochmal aufhält, denn die ganzen Familien müssen erstmal aussteigen, bevor es weiter geht.

Was wir in diesem Augenblick nicht wissen und erst hinterher erfahren ist, dass auf der anderen Seite des Schiffs genau so eine Fähre liegt und von dieser in diesem Moment unsere direkten Nachbarn aus der Heimat aussteigen. Wie kleinen die Welt ist!

Palermo 18.07.15 - Strände, Städte und Sonne im Mittelmeer AIDAstella

Sekt und Fußball

Vor dem Abendbrot finden wir einen Sekt im Sektkühler vor mit der freundlichen Botschaft, dass es allen Leid tut, dass aber bei einer Metallküche nun mal Klappergeräusche vorkommen müssen. Der Sekt ist nett, aber ich hatte ja nun schon ausführlich geschrieben, dass man uns den Lärm dieses Mal nicht als küchentypische Geräusche verkaufen kann und so werden wir also das erste Mal auf all den Fahrten eine schriftliche Mängelmeldung nach Rostock geben müssen. Mein Verdacht ist, dass Sekt und Essensgutscheine schon immer bereit liegen, weil diese Beschwerden regelmäßig kommen, ich habe aber nach wie vor kein Verständnis, dass dann nicht bei der Buchung schon mit offenen Karten gespielt wird. Damit würde man weniger Kunden verärgern.

Den Brief dazu schreibe ich jetzt gleich auf dem Balkon, unübersehbar ist dabei meine aus Erfahrung geborene Sorge, dass das als schiffstypisch und wir als Nörgler abgetan werden. Ich werde berichten, was sich daraus ergibt.

Während wir nun ganz offiziell keine Weltmeister mehr sind und den Titel an Frankreich abgeben müssen, gibt es zum Abendbrot noch einmal Burger im California Grill und aus dem East Restaurant holen wir einen unglaublich leckeren Cashewkern-Lassi. Danach schaffen wir noch eine Runde „DOG“, bevor wir im Theatrium abschließen. Unser Kellner in der AIDA Bar muss uns inzwischen ins Herz geschlossen haben, denn der Aperol hat heute nichts mit Sprizz zu tun, sondern ist hochreiner Likör. Trotzdem genießen wir das abschließende Programm halbwegs gerade stehend. Apropos: Die ganze Fahrt schon ist das Meer glatt wie ein Ententeich, Wellen gibt es keine, die uns zum Schwanken bringen könnten. Heute gibt es wieder keine klassische Show, sondern nach dem Gitarristen vorgestern kommt heute der Pianist, der die Solisten begleitet. Jeder präsentiert 2 Lieder, das ist schon Gesang in Perfektion, für uns wäre es nur schöner gewesen, wenn wir mehr Lieder gekannt hätten. Dazu passt, dass das Theatrium nicht völlig gefüllt ist, so einige auch zwischendurch gehen, die Gebliebenen sind aber begeistert. Fraglos ist der Abend anspruchsvoller als die Schlager gestern und das ist nicht zwingend Mainstream.

Die nächste Etappe sind 413 Kilometer bis Cagliari.

Palermo


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