Italien & Mittelmeerinseln mit der AIDAstella, Palma de Mallorca 08.07.18
Endlich geht es wieder auf Kreuzfahrt. Diesmal holprig: Nicht nur wegen der Luftlöcher, sondern auch wegen des nicht nur abgemagerten, sondern verhungerten AIDA-Anreisepakets. Darum stört mich diesmal erstaunlicher Weise nicht das Fliegen, sondern der Bus. Verhungert sind wir dann abends auch, bis wir den Fehler aller Verhungernden machen: Zu schnell den ausgezehrten Körper mit Nahrung überfordern.
Strände, Städte und Sonne im Mittelmeer
AIDAstella 2018
Sonntag endlich mal ausschlafen. Zumindest bis um 5 Uhr der Wecker gnadenlos klingelt. Immerhin ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass unser Urlaub losgeht.
Dieses Jahr geht kein Sommerurlaub mit 3 Wochen am Stück, sondern wir teilen diesen auf zwei Teile auf. Das hat auch gleich den Vorteil, dass jeder zu seinem Recht kommt: Zuerst 11 Tage in die Sonne mit einer Mittelmeerrunde, danach etwas arbeiten und dann 10 Tage Ostsee, ein für uns zumindest im Osten weitgehend unbekanntes Refugium.
Nun geht es also ins Mittelmeer. Anders als Ostsee ist das nicht ohne Flug zu machen und so ist der Ablauf vorgegeben: Alles fertig machen, Haus ordentlich hinterlassen, Koffer ins Auto quetschen, Fahrt durch Einöde und Autobahn zum Flughafen, den vorher reservierten Parkplatz im Parkhaus suchen, die Koffer wieder rausquetschen, diese zum Terminal rollen, am richtigen Schalter anstellen, an der Sicherheitskontrolle anstellen, das richtige Gate suchen und dort einen Platz finden.
Viel zu früh am Flughafen
Soweit wie üblich. Zwei der drei reservierten Parkhäuser in Hannover sind proppenvoll, aber im dritten sind die oberen Decks noch schön leer. Der Weg zum Terminal ist kurz. Allerdings im Terminal ist eine endlose Schlange vor dem Check-In-Schalter. Die beste Ehefrau von allen stellt sich schon Mal an und ich überlege, wie lange ich warte, bis ich sie darauf hinweise, dass das der Schalter von Ryan Air ist, während an dem Baggage-Drop-Off-Schalter von Condor kein Mensch steht. Aber ich erbarme mich und weise sie darauf hin. Nur damit der geneigte Leser keinen falschen Eindruck bekommt: Es ist keineswegs so, dass wir immer einfach dahin gehen, wo am wenigsten los ist, vielmehr hat uns AIDA tatsächlich auf Condor gebucht. Vor 24 Stunden haben wir auch schon online eingecheckt, was bei Condor etwas kompliziert ist, weil noch einmal alle Personendaten abgefragt werden. Und man im Gegensatz zu unseren bisherigen Flügen nicht den Sitzplatz 24 Stunden vorher kostenlos ändern kann. Aber dadurch müssen wir nur noch schnell unsere Koffer abgeben.
Und auch an der Sicherheitskontrolle ist kaum jemand, so schnell waren wir noch nie am Gate. Da war das eine richtig gute Idee von AIDA, uns vor ein paar Tagen per SMS und E-Mail darauf hinzuweisen, dass es aufgrund der Ferien und des damit erhöhten Passagieraufkommens unbedingt sinnvoll ist, schon 3 und nicht erst 2 Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Und da sind wir mit ein paar wenigen anderen, noch 2,5 Stunden bis zum Abflug.
Ich muss noch ein paar E-Mails beantworten und kann auch noch einmal vernachlässigte Social-media-Accounts ansehen. Inzwischen wird es dann doch voller, aber Hannover ist nicht vergleichbar mit Hamburg oder Frankfurt. Ein Rundgang ergibt: Die Mitarbeiter an der Sicherheitskontrolle langweilen sich, wir hätten 2 Stunden länger schlafen können. Naja, was soll’s, besser als im Stau auf der Autobahn zu stehen und Angst zu haben, den Flieger zu verpassen. Noch 1,5 Stunden bis zum Abflug.
Der Vorteil der Ruhe ist, dass die Toiletten sauber und leer sind. Und wir freien Blick auf unsere ankommende Maschine haben. Nebenbei knabbern wir ein paar mitgebrachte Chips, mehr ist nicht nötig, üblicher Weise gibt AIDA im Flugzeug zumindest einen Snack aus. Denken wir. Noch 1 Stunde bis zum Abflug.
Kein Essen im Flugzeug
Das Boarding beginnt mit leichter Verspätung, aber wir kommen trotzdem pünktlich um 12:05 Uhr los. Erfreulicher Weise verläuft der Flug recht ereignislos. So ereignislos, dass es verwundert. Einen Monitor zum Verfolgen der Flugroute gibt es nicht. Getränke werden zwar angeboten, aber zum einen wird unsere Reihe glatt vergessen, zum anderen ist selbst Wasser oder Kaffee kostenpflichtig. Das können wir gar nicht glauben, schließlich sind wir hier nicht auf einem der absoluten Billigflieger. Oder haben wir uns am Ende doch versehentlich in der Schlange von Ryan Air angestellt? Also, das geht besser, in den ersten Jahren gab es auf von AIDA organisierten Flügen sogar ein kleines Menü inklusive. Aber das war mit Airberlin, vielleicht hat das den Flieger auch in die Pleite getrieben…
Vor mir sitzt einer dieser lauten, in beeindruckender Geschwindigkeit Kaugummi kauenden, raumübergreifenden Zeitgenossen. Mit letzterem meine ich nicht, dass der übergewichtig wäre, aber seine Frau neben ihm sitzt schon ganz in die Ecke gezwängt, beim seitlich Reden umgreift sein Arm das Kopfteil des Vordermanns und irgendwann greift er aktiv zu mir nach hinten. Ich bin erst ganz verschüchtert, merke dann aber, dass er nur die Luftdüse für meinen Nebenmann verstellen will, weil sie ihm so furchtbar in den Nacken blase. Ich kenne es eigentlich eher so, dass man fragt, ob die Düse verstellt werden kann und nicht handgreiflich wird, aber dieser Mann braucht das anscheinend, auch für den Rest des Fluges ist er hyperaktiv. Wie wohl das gut durchgewalkte Kaugummi inzwischen schmeckt?
So vergeht dann auch dieser Flug, runter kommen sie ja immer und somit wir auch, wenn auch heute durch ein paar Luftlöcher. Das Aufsetzen selbst ist aber ganz sanft. Wie immer ist der Weg durch das Flughafen-Terminal dann weit, es dauert dann noch etwas, bis die Koffer kommen, aber zumindest kommen sie alle und dann machen wir uns auf die Suche nach dem AIDA-Stand. Dieser ist dieses Mal nicht so reichhaltig ausgeschildert wie sonst, wir finden ihn aber trotzdem und werden einem Bus zugewiesen.
Warten im Bus
Und bis hierhin ging alles recht reibungslos, aber nun wird es nervig. Denn offensichtlich ist im Moment keine ganze AIDA-Flugzeugladung angekommen, sondern auf verschiedene Flüge verteilte Passagiere. Denn diese treffen nur kleckerweise am Doppeldecker-Bus in, Und hier spart AIDA nun wieder, denn der Bus fährt wirklich erst ab, als der letzte Platz gefüllt ist. Und das dauert. Als wir ankommen, ist der Bus erst halb gefüllt. Die Leute im Bus warten schon eine ganze Weile. Und jetzt dauert es nochmal 45 Minuten, bis alles voll ist. Ich beschwere mich ja oft darüber, dass sich die Leute über jeden Mist beschweren, aber hier muss ich zugeben, dass ich nachvollziehen kann, dass überall im Bus Beschwerden laut werden. Darüber, dass man extra das AIDA-Anreise-Paket bucht, das ja nun auch keineswegs geschenkt ist und dann gibt es erst nicht mal Wasser im Flugzeug dazu und dann sitzt man nach 2,5 Stunden Flugzeug noch einmal weit über eine Stunde sinnlos im Bus, bis endlich sichergestellt ist, dass wir nicht mehr rechtzeitig zum Kaffee an Bord sein werden.
Nicht jeder Beschwerdeführer macht das allerdings draußen im Glashaus: Wie immer müssen die letzten Einsteigenden lange nach freien Plätzen suchen, bis sich auch der letzte Sitzende bequemt, seinen Rucksack vom Nebenplatz zu nehmen.
Irgendwann bringt uns der Bus doch zum Schiff. Dort angekommen gehen wir direkt in das neue Terminal, über den Bau hatte ich letztes Jahr im Sommer schon berichtet, nun ist es fertig. Einchecken geht sehr schnell, ruckzuck sind wir an Bord, unsere Kabinen sind auch bezugsbereit und selbst die Koffer sind schon da. Unglaublich, diese Geschwindigkeit, Aber das können wir auch: Nur schnell alles in die Kabine werfen und schon sind wir im Restaurant.
Mit Hunger ins Restaurant
Kaffee im Bella Donna Restaurant haben wir ja nun verpasst, aber der California Grill hat noch geöffnet und es ist ja eine alte Tradition, dass es am ersten Abend einen Burger gibt. Getränke sind um diese Zeit nach 16 Uhr nicht inklusive, außer Tischwasser und das genießen wir reichlich. Und Burger. Und Wraps. Und Bagel. Jetzt erst geht uns auf, wie hungrig und durstig wir sind, schließlich haben wir das letzte Mal heute Morgen um 6 Uhr etwas gegessen. Danach nur noch ein paar Chips am Flughafen. Das ist jetzt fast 12 Stunden her. Natürlich wäre es kein Problem gewesen, im Flugzeug den Flugbegleitern hinterherzurufen, dass sie uns auch einen winzigen Pappbecher mit Kaffee für 2,- € bringen sollen aber da saß die Überraschung noch zu tief, dass AIDA uns auf dem Hinflug so vernachlässigt. Und natürlich haben wir überlegt, dann am Flughafen in Palma etwas zu kaufen, aber da dachten wir noch, dass wir gleich auf dem Schiff sind und da gibt es mehr, als wir essen können. Da ahnte ja noch keiner was von dem Busdrama. Es gibt mehr als wir essen können? Nach 12 Stunden hungern ist das nicht so sicher, der California Grill könnte an Grenzen kommen.
Da es aber kein frisches Obst im California Grill gibt, packen wir erst einmal alle Koffer aus. Ab dem Moment beginnt dann immer der Urlaub. Und folglich sind wir dann die ersten, als um 18 Uhr das East Restaurant öffnet. Und auch fast die einzigen. Wo sind denn die ganzen Menschen, das Schiff muss ausgebucht sein, wir konnten für die Erwachsenen nur noch Premium buchen, nicht wie üblich das günstigere Preismodell Vario, weil nur noch 1 Balkonkabine frei war. Egal, so sind wir die einzigen an der Coocking-Station und stellen uns lecker Pute mit Gemüse zum Grillen zusammen. Und die einzigen beim Lassi, ein unglaublich leckerer Kokoslassi. Und reichlich Obst. Und trinken ohne Begrenzung. Denn jetzt erst merken wir, was uns im Bus mehr unterbewusst erreicht hat:
Wir hatten das Gefühl, dass es in Deutschland schon die ganze Zeit heiß war. Das war ein Irrtum. Zumindest im Vergleich zu hier: 31°C schwüle Hitze dringt in jede Pore und als Schweiß wieder heraus. Wir sind komplett durch. Und dann machen wir den Fehler, den Verdurstende und Verhungernde oft machen: Wir füllen alles auf einmal nach. Das ist nach so einer langen Zeit keine gute Idee, der Körper ist es schlicht nicht mehr gewohnt, Nahrung zu sich zu nehmen. Und damit geht uns der Magen in die Knie und dank der schwülen Hitze auch gleich der Kreislauf. Gerade schaffen wir es noch, uns vom Restaurant in die Kabine zu schleppen und auf dem Bett zusammenzubrechen. Zum Glück ist die Rettungsübung erst in ein paar Stunden, bis dahin können wir uns wieder stabilisieren.
Natürlich werden böse Zungen nun behaupten, dass ich mich schlicht überfressen habe, aber ich finde, ich habe das Ganze nun so wortreich erklärt, dass der geneigte Leser gar nicht auf so abwegige Ideen kommen kann.
Hitze und Rettungsübung
Tatsächlich schlafen wir alle Erschöpfung dieses Tages aus. Gegen 21 Uhr weckt uns dann die Durchsage, die die Rettungsübung ankündigt und wir haben so genug Zeit, uns fertig zu machen. 21:30 Uhr geht es los und erstaunlicher Weise sind wir so früh da, dass wir diesmal ganz hinten stehen. Das haben wir bisher immer vermieden, weil die Luft in der ersten Reihe viel frischer ist. Aber hier hinten hat man die Möglichkeit, sich die ganze Rettungsübung an der Wand anzulehnen und das hat auch was, besonders da wir noch leicht wackelig auf den Beinen sind.
Wieder wird es aber gar nicht so voll wie sonst und so haben wir mehr Platz als gewohnt und stehen nicht wie die Pökelheringe nebeneinander. Das erklärt der Kapitän: Es fehlen noch einige Flugzeuge, deshalb ist es noch so ruhig und deshalb werden wir auch erst nach Mitternacht ablegen.
Heute stehen wir bei der Übung ganz am Ende unserer Station am Übergang zur nächsten. Die Übung auf unserer Station wird von einem Mäuschen geleitet. Das mein ich jetzt nicht despektierlich als Umschreibung für eine kleine Frau, sondern die Leiterin, die ich nicht sehen kann, hat eine Piepsstimme. Dadurch zieht sich das bei uns immer mehr in die Länge. Denn eigentlich werden schon bei Ankunft alle Bordkarten eingelesen, aber einige Passagiere kriegen das immer nicht mit. Und um Vollzähligkeit zu gewährleisten, werden fehlende Kabinennummern nun aufgerufen. Das können wir hier aber einfach nicht verstehen und so stellt sich erst nach einiger Zeit heraus, dass alle fehlenden Kabinen ganz am Rand in unserer Nähe stehen, aber den Aufruf so wie wir nicht verstehen können.
Aber irgendwann ist auch das vollbracht und dann ist eine sehr angenehme Erleichterung, dass wir uns für die folgenden Durchsagen die Rettungswesten ausziehen dürfen. Sonst mussten wir immer die komplette Rettungsübung mit Weste anhören, wahrscheinlich sind bei dieser Hitze aber zu viele Passagiere umgekippt. Das passiert heute nicht, so ist die Pflichtübung bald vorbei und es geht nach kurzem Kabinenstopp aufs Pooldeck zur Begrüßung. Dort gibt es einen kleinen Sekt (ja, der Magen hat sich erholt), eine kurze Show des Ensembles, und dann wieder Kabine. Hier haben wir noch einmal einen schönen Blick über das nächtliche Palma de Mallorca bis hin zur beleuchteten Kathedrale. Aber bis zum Auslaufen halten wir es nicht aus, wir schlafen schon wieder ein.
Die nächste Etappe sind 630 Kilometer bis nach Ajaccio / Korsika, morgen ist aber erst einmal Seetag.
Habe ich das nicht schon mal gelesen? Egal, wie immer kurzweilig, humorvoll und gut zu lesen. Wir freuen uns auf die nächste Folge.
Das freut mich sehr, Karin Hiller-Noback! Erstveröffentlichung war live auf Google+, hier jetzt vervollständigt und mit Bildern versehen. Liebe Grüße aus der Südheide!