Transatlantik 1 mit AIDAbella, St. George’s / Grenada 08.04.14
Bei einer Rundfahrt lernen wir Grenada kennen und so einiges über Land und Leute. Im Urwald und an steilen Straßen versuchen wir, nicht an Bremskraftverlust zu denken. Manche Menschen haben eine Ton-Störung. Und ich kläre das Lachs-Phänomen.
Von der Karibik nach Mallorca
AIDAbella 2014
Lachs! Mein Lachs ist wieder da!!!
Ich bin in der Vergangenheit gefragt worden, was denn daran so besonderes ist. Ich denke, für mich ist Lachs an Bord der Tomatensaft im Flugzeug.
Ich habe Lachs zu Hause probiert, das ist einfach nicht dasselbe. Er gehört hierher, passt ja nun auch zum Meer, ist total lecker und ist mitbezahlt…
Und da das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist, gibt es hier halt schon mal den ultimativen Omega-3-Fettsäuren-Stoß…
Grimmiges Frühstück
Da unser Ausflug heute früher beginnt, haben wir den Plan, gleich als erste um 7 Uhr ins Marktrestaurant zu gehen. Dann haben wir in Ruhe hinterher Zeit, alles vorzubereiten. Sollte ein ruhiges Frühstück werden, da viele andere ja ausschlafen können. Durch – sagen wir – widrige Umstände schaffen wir es erst um 7:10 Uhr und damit kaum noch, einen Platz zu finden. Was ist hier los? Senile Bettflucht (apropos: Über die Alterszusammensetzung schreib ich mal an den Seetagen was)?
So finden wir nur noch einen Platz an einen großen Tisch, an dem nur ein einzelner sehr grimmig dreinschauender Herr sitzt. Konsequent antwortet der dann auch nicht auf Begrüßung – ist wohl morgens nur auf Bild und nicht Ton gestellt.
Was ich eben über die wichtigste Mahlzeit des Tages geschrieben habe, sehen wohl die meisten nicht so, denn so voll, wie es war, so schnell leert es sich auch wieder. Und auch unser grimmiger Freund verliert die Lust am Muffeln und geht bald. So wird es doch noch ein ganz gemütliches Frühstück. Ausnahmsweise auch mal ohne die Kinder, denen gönnen wir das Ausschlafen heute, die essen dann direkt vor dem Ausflug.
Typisch Grenada
Heute kommt unser letzter gebuchter Ausflug, an allen anderen Tagen machen wir uns auf eigene Faust auf den Weg, dazu haben wir uns schon Pläne gedruckt. Wenn ich sage, an allen anderen Tagen, meine ich nicht an den Seetagen, nur um Missverständnissen vorzubeugen.
Unsere Tour heute heißt „Typisch Grenada“ und los geht es um 10 Uhr im Theatrium. Wir werden auf Kleinbusse verteilt. Im Bus sitzen 24 Leute, der Bus ist ganz ordentlich in Schuss, die Sitze sind bequem, der Bus ist klimatisiert. Allerdings ist der Mittelgang sehr schmal, ein etwas korpulenter Gast hat doch Schwierigkeiten, sich nach hinten durchzuquetschen. Der Busfahrer fährt ganz vorsichtig über diverse Hubbel, das ist aber auch gut so, denn wenn er mal nicht dran denkt, macht sich das Fehlen jeglicher Federung schmerzhaft im Kreuz bemerkbar…
Unsere Reiseleiterin ist deutschstämmig, so erfahren wir auf der Fahrt eine Menge über Land und Leute, aber auch den Unterschied zu Deutschland. Dabei ist sie ein gutes Team mit dem Busfahrer, der uns sicher durch enge Straßen im Linksverkehr kutschiert. Dabei hält er immer wieder mitten auf der Straße an, damit wir uns bestimmte Bäume und Sträucher genauer ansehen können und so lernen wir auch noch eine Menge über Flora und Fauna. Ich wusste beispielsweise nicht, dass die Papaya, die wir als Frucht auch auf dem Schiff haben, hier in grünen Zustand als Gemüse mit einem kohlrabi-ähnlichen Geschmack genossen wird.
Ähnlich wie St. Lucia ist Grenada eine Vulkaninsel mit vielen, vielen Bergen und Tälern. So geht das gleich ab Abfahrt los, dass wir vom Hafen an steil bergauf und auf der anderen Seite wieder genauso steil bergab auf schmalen Straßen durch St. George’s fahren. Unsere Reiseleiterin versichert uns, dass es hier einen TÜV gibt. Die Sicherheit schwindet uns aber auch gleich wieder vor den Augen, als sie betont, dass die Hupe allerdings wichtiger als die Bremse ist. Das schöne deutsche Wort „Bremskraftverlust“ wollen wir jedenfalls jetzt nicht hören…
Richtig ist, dass überall gehupt wird. Begegnen sich 2 Autos, scheint das schon eine Art freundlicher Begegnung zu sein, die mit Winken und Hupen unterstrichen wird. Bei 100.000 Einwohnern der Insel kennt halt jeder irgendwie jeden (was auch Vorteile hat, denn trotz einer Arbeitslosenquote von 40% kann dadurch keine organisierte Kriminalität zustande kommen: man weiß sehr schnell, wer was angestellt hat).
Zumindest brauchen wir in nächster Zeit keine Achterbahn mehr, das ist hier alles inklusive.
Wir fahren vorbei an Friedhöfen, bei denen die Toten alle oberirdisch bestattet sind – wer wollte da auch Löcher in das Vulkangestein sprengen. Auf den Gräbern sitzen Schulkinder mit ihrem Pausenbrot, auch hier wird uns versichert, dass das kein mangelnder Respekt ist, sondern sich Respekt nur anders ausdrückt.
Beim alten Fort
Unser erstes Ziel ist das 1785 gebaute Fort Frederick. Dies ist Teil einer ganzen Kette von Forts, die von hier aus sichtbar zum Teil noch erhalten sind und die wechselhafte Geschichte Grenadas zeigen. Die Insel ist insgesamt 57 mal in kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich hin und hergegangen, heute ist sie selbständige Demokratie im Rahmen des Commonwealth. Die Einwohner sind – so wie auf den anderen Inseln auch – Nachfahren afrikanischer Sklaven, die hierhin für Zuckerrohrplantagen verschleppt wurden. Die einheimischen Kariben-Indianer wurden als eher kriegerisches Volk mit kannibalischen Neigungen hier ausgerottet.
Vom Fort selber stehen noch die Mauern und Teile des Aufbaus. Das Fort ist auch gar nicht so interessant, sondern der fantastische Ausblick, den wir von hier über St. George’s haben. Wir können nicht nur die gesamte Stadt sehen, sondern auch die Berge rundum bis zur Südspitze der Insel. Und ganz unten liegt ganz klein unser Schiff (nur für die Leser, die noch nicht so aufgepasst haben: Mit „unser Schiff“ meine ich nicht „Mein Schiff“, sondern immer noch die AIDAbella). Apropos Südspitze: Grenada ist die südlichste der „Inseln über dem Wind“ und wir haben damit auch den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht.
Neben unserer Besichtigung bitten Musiker und Gewürzkettenverkäuferinnen um Aufmerksamkeit.
Im Regenwald
Weiter geht es dann in den Regenwald. Das ist tatsächlich so, dass kurz hinter der Stadt der Regenwald beginnt. Darin steckt das Wort „Regen“ und tatsächlich wäre ein Bild der Karibik von immerwährendem Sonnenschein komplett falsch. Zurzeit haben wir die Trockenzeit, da regnet es eher weniger, aber tatsächlich haben wir grad ein bisschen ganz sanften Nieselregen. Auch später kommt mal der eine oder andere kurze Schauer vorbei. In der Regenzeit sieht es dann anders aus, da kommen sehr heftige Schauer, die allerdings nie lange dauern.
Die Regenzeit wird bald beginnen, das ist sicher ein Grund, warum die Kreuzfahrer ihre Schiffe jetzt zurückholen. Erst im November beginnt wieder die Kreuzfahrtsaison. Ein weiterer Grund ist, dass nun die Hurrikan-Saison beginnt. Hiervon sind zwar mehr die nördlichen Karibikinseln betroffen, das wusste aber der heftige Hurrikan Ivan nicht, der 2004 über 90% der Häuser zum großen Teil schwer beschädigt hat. So sind die ganzen herrlichen pastelligen Fassaden hier nicht mehr original, sondern fast alle danach wiederaufgebaut. Diejenigen, die sich einen Wiederaufbau nicht leisten konnten, mussten wegziehen. So sehen wir noch viele zerstörte und überwachsene Häuser.
Beim Wiederaufbau haben die Chinesen ein neues Kricketstadion geschenkt und aufgebaut. Das war schön für die Einwohner, weil Kricket hier Nationalsport ist. Und unsere Reiseführerin behauptet steif und fest, dass sich mit Kommen der Chinesen dann auch das Problem der streunenden Hunde komplett erledigt habe…
Zurück zum Regenwald: Dies ist vor allem ein sehr dichter Wald, durch den eine gut ausgebaute Straße führt. Ziel ist der Grand Étang Kratersee. Dieser ist nun also ein See mitten im Wald am Grund eines Kegels. Hier hat man ein kleines Besichtigungszentrum gebaut, aber außer den See zu sehen und einmal „Ohhhh“ zu sagen, habe ich das unerklärliche Gefühl, dass es eigentlich nur darum geht, an den zahlreichen Shops anzuhalten oder kostenpflichtige Fotos mit karibischen Bananenkorbträgerinnen zu machen. Und auch unsere Gewürzkettenverkäuferinnen sind alle wieder da. Sicherlich ist es etwas anderes, wenn man dies Zentrum als Ausgangspunkt für Touren durch den Nationalpark Regenwald nutzt.
Und noch ein Kulturzentrum
OK, darauf hätte ich verzichten können. Letzte Station ist aber wieder interessant, es handelt sich dabei um Spice Basket, ein Kulturzentrum. Hier bekommen wir erstmal Rum- oder Fruchtpunsch und können den in aller Ruhe genießen zu karibischen Trommlern. In einem Theater findet dann eine Aufführung mit karibischer Folklore, die auch deutlich afrikanische Wurzeln hat. Gesänge, Tänze, einmal Mitmachen beim Limbo, das ist alles sehr nett gemacht. Auch unser Jüngster wird zu Limbo und Tanz aus der Reihe geholt und macht das mit nur leichter Leidensbittermiene mit.
Ein kurzer Film soll uns noch einmal die Geschichte Grenadas zeigen, aber mit einem lauten Knall versagt die Technik. Dafür schauen wir uns ein kleines Museum mit Gebrauchsgegenständen der Vergangenheit und vielen Kricket-Andenken an, danach gibt es wieder Trommeln und Punsch.
Ach doch, das ist alles schon sehr nett und wir genießen auch diesen Ausflug. Denn es ist wirklich so: Um ein bisschen etwas von der Insel kennenzulernen, reicht es nicht, an den Strand zu gehen, sondern dafür muss man über die Insel fahren und braucht einen guten Führer, der alles erläutert. Und genau das haben wir heute, wir fühlen uns gut geführt. Strand machen wir dann morgen wieder.
Pünktlich zum Kaffee sind wir wieder auf dem Schiff und genießen den Rest des Tages auf dem Balkon. Heute ist es insgesamt viel schwüler als gestern bei 27°C, das ist aber sowohl vorhin im Bus oder mit Fruchtpunsch im Schatten, als auch jetzt auf dem Balkon prima auszuhalten.
Das Ablegen schaffen wir heute 20 Minuten vor der geplanten Zeit mit einer eleganten Rückwärts-Drehbewegung von dem Pier, der insgesamt maximal 2 Kreuzfahrtschiffen gleichzeitig Platz bietet. Die Route geht nun entlang der gesamten Insel zunächst Richtung Norden. Da der Sonnenuntergang mit 18:19 Uhr aber so früh ist, können wir von der Insel nicht mehr viel sehen.
Stattdessen genießen wir zum Abendprogramm Varieté. Statt der üblichen 3 Artisten sind es nur 2, weil einer aus gesundheitlichen Gründen das Schiff verlassen musste. Die dadurch entstehende Lücke wird mit Hintergrundinformationen über die Artisten gefüllt. Ansonsten sind die Darbietungen in luftiger Höhe wieder sehr kraftvoll und elegant.
Für uns den Abschluss macht der Zauberer Felix Gauger. Mit viel Charme und Humor erleben wir Illusionen mit Seilen, Karten und Gedanken. Schön gemacht!
Die nächste Etappe sind 281 Kilometer bis Bridgetown.
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