Von Kiel nach Mallorca 3 mit der AIDAbella, Cádiz 14.10.19
Ein wunderschöner Strand, den wir fast für uns allein haben. Übermannshohe Wellen, die bei Einhalten der von der Kathedrale vorgegebenen Sicherheitslinie ungefährlich sind. Ein Schauer der uns nichts anhaben kann. Und die richtige Mischung aus Sonne und Wolken. Das ist ein würdiger letzter Landtag dieser Reise.
Von Kiel um Westeuropa nach Malle
AIDAbella 2019
Das Ganze artet noch zu Stress aus: Heute Nacht wurden die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt, weil wir eben um die Ecke von Portugal nach Spanien fahren. Gleiche Küste, aber andere Uhrzeiten. Merkwürdig.
In jedem Fall eine Stunde weniger Schlaf. Als Ausgleich lassen wir uns richtig Zeit beim Frühstück und lauschen dann die nächste Stunde der umfangreichen Crew-Rettungsübung. Draußen ist schönster Sonnenschein, den wir aber zunächst nicht nutzen können, weil heute die Balkone gereinigt werden. Fraglos nötig, da alles von einer dicken Schicht Salz bedeckt ist. Wir haben uns schon gewundert, dass die ganze Fahrt über noch keine Balkonreinigung war. Heute ist es also soweit, so richtig ficht uns das aber nicht an, weil wir gleich nach draußen und zum ersten Mal auf dieser Reise (und was die Freude etwas dämpft: Auch zum letzten Mal auf dieser Reise) so richtig an den Strand gehen werden. Angemerkt werden muss allerdings, dass bei unserer Rückkehr das Salz auf dem Balkon tatsächlich verschwunden ist, dass ansonsten aber nicht viel geschehen ist, die Glasscheiben der Brüstung sind weiter so dreckig, dass jede Hausfrau Tränen in den Augen bekommt.
Angekündigt ist strahlender Sonnenschein und das kommt auch genauso. Wir liegen wieder am äußersten Punkt des Hafens, und das bedeutet, dass wir einmal um das Hafenbecken herumgehen müssen, dann am Rathaus durch kleine Gassen schlendern, durch das Stadttor Puerta de Tierra und kommen dann an die schmale Landzunge zur Neustadt. Hier beginnt der 7 Kilometer lange Sandstrand Playa de la Victoria. Und hier waren wir schon mal und haben das in noch schönerer Erinnerung als den aus James Bond bekannten Stadtstrand La Caleta. Und wir kommen dabei ordentlich ins Schwitzen aufgrund der plötzlichen Wärme.
Fast alleine am riesigen Strand mit Regen und Sonne
Heute ist Montag und für die Spanier bereits kühler Herbst bei 21°C. Vielleicht ist das der Grund, dass kaum jemand am Stand ist. Vielleicht auch, dass gleichzeitig mit uns dicke Wolken ankommen. Die wenigen Strandgäste, die sich in den Schutz einer Mole gelegt haben, verschwinden schnell und wir übernehmen den Platz. Hier am Strandanfang wurde eine Steinmole ins Meer geschüttet. Auf der anderen Seite der Mole branden richtig Wellen an die Schutzmauer, auf dieser Seite ist der Stand wunderschön mit gelben, feinen Sand und völlig sauber.
Und nass, zumindest von oben, denn nun beginnt tatsächlich ein Wolkenbruch. Wie der geneigte Leser uns kennt, kann uns das aber nicht erschüttern, weil wir ja Dänemark-Nordsee-gestählt sind. Wir setzen uns auf die Steine, zücken unsere natürlich mitgebrachten Schirme und überstehen den Schauer vorne trocken, hinten läuft der Regen in die Hose.
Aber er dauert wirklich nur ein paar Minuten, dann bricht die Sonne wieder durch. Außer uns hat es am ganzen Strand nur noch eine Familie ausgehalten und so haben wir nun den Strand fast für uns allein. Und da wir nun schon mal einen nassen Popo haben, gibt es nichts Schöneres, als gleich in die Wellen zu springen.
Sicherheitsbeauftragter in den Wellen
Wellen ist hier wörtlich zu nehmen. An vielen der Strände, die wir besucht haben, war das Meer entweder sehr glatt oder so wild mit Rip-Strömungen, dass man nur am Rand stehen konnte, etwa auf Bermuda. Dabei machen Wellen ja erst richtig Spaß. Und hier ist es anders: Zwischen der schon beschriebenen Mole und der nächsten ein paar hundert Meter weiter kommt der Atlantik mit richtig schönen Wellen auf den Strand, durch die Molen gibt es aber trotzdem nicht viel Strömung. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich eine Sicherheitslinie, bis zu der man ins Wasser gehen darf, diese wird gerade höchstpersönlich von mir festgelegt und befindet sich auf der Höhe der Kathedrale von Cádiz, was nicht nur religiöse Gründe hat, sondern die durch die Strömungs-Sensoren an meinen Beinen festgelegt wird. Alle am Strand halten sich daran, also jene andere Familie und wir. Außer natürlich die leichtsinnigste Ehefrau von allen, die beim Sprung in die Wellen tatsächlich die Linie überschwimmt. Unglaublich.
Aber das sind Wellen! Nach kurzer Zeit haben wir den Punkt gefunden, an denen sie platzen. Besonders schön die Doppelwhopper (zwei Wellen übereinander, irgendwie so getauft, als die Kinder noch klein waren). Oder die übermannshohen Wellen, die von oben auf uns zerplatzen. Das ist so herrlich und wir genießen das lange und nach einer Stunde noch einmal.
Dabei ist der erste Gang ins Meer trotz des vorangegangenen Schauers Überwindung pur, weil gefühlt die Zehen am Wasser festfrieren. Das ist aber nur der Überhitzung durch den Stadtmarsch zuzuschreiben, denn beim zweiten Gang erscheint das Meer richtig warm.
Inzwischen drückt das Meer immer mehr Richtung Strand. Wir müssen mehrfach unseren Platz an der Mole weiter Richtung Ufer verschieben, um keine nassen Handtücher zu bekommen. Und schließlich auch weg von der Mole, da die Wellen immer stärker von der anderen Seite anbranden und Gischtklatscher auf uns landen.
Blick über die Altstadt
Die Erwähnung der Kathedrale eben kommt natürlich nicht ohne Grund, so kann ich gleich das Umfeld beschreiben: Dieser Sandstrand liegt wie gesagt an einer schmalen Landzunge. Die Altstadt an deren Ende, in der auch unser Schiff liegt, ist zum Atlantik hin von einer hohen Mauer umrandet. Auf dieser kann man auch einmal fast rund um die Altstadt gehen, hat einen tollen Blick auf das Meer und durchquert mehrere sehr schöne Parks.
Der Strand liegt unterhalb dieser Mauer. Oberhalb befinden sie hier Wohnblocks. Aber ein kleines Stück weiter, hinter dem Stadttor, das wir gerade durchquert haben, beginnt ja die Altstadt. Und da diese hier einen Bogen macht, haben wir vom Strand aus über die Mole hinweg einen schönen Blick über die Altstadt, auf die berühmte Kathedrale, bis zum vorgelagertem Fort San Sebastián, das über einen Damm erreichbar ist und hinter dem dann der Stadtstrand liegt. Und dieser Blick ist schön. Und historisch, wenn man bedenkt, dass Cádiz 3000 Jahre alt, und damit die älteste bewohnte Stadt Europas ist.
Der Rest des Tages ist genau die richtige Mischung aus brennender Sonne und Wolken, um die Wärme zu genießen, aber nicht zu verbrennen. Und das halten wir so lange aus wie möglich. Der Weg zurück ist dann entspannt-beschwingt und wir kommen rechtzeitig an, um vor dem Abendbrot unter die Dusche zu springen, um Sand und Salz wieder loszuwerden. Und auch eine Maschine Wäsche ist noch möglich, oder auch zwei, das ist besonders schön, um die ganzen sandigen und salzigen Strandsachen wieder sauber in den Koffer zu bekommen.
Einen kleinen Rundgang über Deck schaffe ich auch noch. Neben der Brücke, deren Bau wir über Jahre verfolgt haben, ist eine große Werft, in der sich gerade ein Royal Caribbean Schiff befindet, die Oasis of the Seas, die hier für 165 Millionen Dollar renoviert wird.
Offensichtlich ist inzwischen auch die Seuche vorbei, denn heute Abend gibt es erstmals wieder Tischdecken und Besteck auf dem Tisch. Sehr schön.
Erinnerung an die großen AIDA-Shows
Noch schöner die Show im Anschluss: Ich habe ja nun oft das Show-Sterben bei AIDA beklagt und die dafür neu eingekauften Fernsehformate können das nicht ersetzen. Zumal auch diese nicht sicher sind, die angekündigte Show „Voice of the Ocean“, für die es hier auch schon Castings gab, geht sang- und klanglos unter, wie üblich findet sie ohne eine Erklärung einfach nicht statt. Aber es gibt noch Erinnerungen an die große Zeit der AIDA-Shows, und heute Abend kommt eine davon: Die Show „Augenblick“ mit den Tänzern und Artisten ist einfach fantastisch. Moderne Musik, schnelle Tänze, kraftvolle Artistik, eine nachvollziehbare Geschichte. Das ist richtig gut und wir sehen diese Show heute Abend gleich doppelt. Und zu Recht gibt es danach Standing Ovation, und das ohne Aufforderung durch irgendeinen lahmen Moderator.
Dazwischen spielen wir noch „Skyjo“. Dabei habe ich eigentlich schon so gut wie verloren, aber Runde um Runde halte ich mich über Wasser und so schaffen wir es nicht einmal zu Ende. Morgen geht es weiter.
Gegen 23 Uhr können wir noch einen Blick auf Gibraltar werfen. Da es um diese Zeit üblicher Weise dunkel ist, sehen wir ein paar Lichter und schemenhaften Felsen.
Unsere letzte Etappe sind 1.019 Kilometer bis nach Palma de Mallorca, morgen ist aber erst einmal Seetag.
Sie haben Fragen oder Kommentare? Gerne mit uns teilen!